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Mobbing und emotionaler Missbrauch

3. Juni 2020

Nicht nur Kinder sind dem ausgesetzt. Auch du kannst von Mobbing betroffen sein und es nicht wissen!

Regelmäßig sprechen wir in unserem werteorientierten Kinderunterricht über Mobbing. Allerdings betrifft Mobbing nicht nur Kinder oder Jugendliche, auch wir Erwachsene können stetig in eine Abhängigkeit rutschen und emotionalem Missbrauch ausgesetzt werden.

Alle kennen es, jeder kann sich gut vorstellen, wie schmerzhaft Mobbing oder emotionaler Missbrauch ist. Mancher von uns war bewusst oder unbewusst schon einmal der Täter oder auch das Opfer. Zu diesem wichtigen Thema möchte ich euch ein paar Denkanstöße geben, denn jederzeit können wir damit konfrontiert werden. Egal, ob unsere Kinder in der Schule gemobbt werden, oder ob wir als erwachsender Mensch emotional missbraucht werden. Dies kann z.B. auf der auf Arbeit oder oftmals auch in der Beziehung entstehen.

Besonders in einer Beziehung kann es zu emotionalen Missbrauch kommen. So sind sich der Täter oder das Opfer vielleicht nicht bewusst, was dem anderen angetan wird, bzw. was der andere aushalten muss. Eine Beziehung oder Ehe wird aufrecht gehalten, obwohl sie ungesund ist. Meistens stehen andere Verpflichtungen dahinter, wie z.B. gemeinsame Kinder.

Als aller Erstes möchten wir darauf eingehen und erinnern, dass jeder Mensch eine andere Wahrnehmung hat. So können für den einen Menschen ein Wort als nicht verletzend eingestuft werden, während der andere Mensch das Wort als völlig erniedrigend und schmerzhaft empfindet. Wir werden nicht darauf eingehen, wieso sich manche Menschen Dinge mehr „zu Herzen nehmen“, als andere Menschen, das muss man immer situativ und individuell betrachten. Wir haben uns auf den emotionalen Missbrauch in der Partnerschaft beschränkt.

Mobbing und emotionaler Missbrauch in einer Partnerschaft

Besonders bei Beziehungsproblemen ist darauf zu achten, welche Beziehung die Partner führen und ob die Liebe auf beiden Seiten gleichstark ist. Ein Mensch der den anderen wissentlich oder unbewusst emotional missbraucht kann dies meistens über einen sehr langen Zeitraum, da der Partner/in meistens aus Liebe alles versucht um die Beziehung zu retten.

Woran erkenne ich emotionalen Missbrauch?

Wenn ihr euch ausgeliefert, regelrecht ohnmächtig und wenn ihr alles versucht und euch dennoch chancenlos fühlt, kann es sich um Missbrauch handeln. Solltet ihr eure Gefühle offenbaren und die Situation offen ansprechen und ihr spürt, dass euer Partner/in es ins lächerliche zieht, oder es als übertrieben empfindet, bzw. runterspielt, eure Worte nicht ernst nimmt, so müsst ihr euch klar werden, dass ihr in einer ungesunden Situation gefangen seid. Oftmals werden von einem Täter Vorwürfe erhoben und Sätze sprichwörtlich im Mund umgedreht. Meistens versucht der Täter dem Opfer ein schlechtes Gewissen einzureden. Die Schuldfrage ist für den missbrauchenden Partner/in (Täter) häufig nicht erkannt und es werden Anschuldigungen dem anderen Partner/in (Opfer) gemacht.

Das Opfer empfindet sich in einer Negativspirale

Der Täter gibt hin und wieder Liebe (in welcher Form auch immer) und entzieht sie dann wieder willentlich. Das Opfer empfindet sich in einer Negativspirale, aus positiven und negativen Emotionen. Wir können uns das wie eine Achterbahnfahrt vorstellen. Nicht selten, fühlen wir uns in dieser Situation wie Spielzeug und haben die Hoffnung, dass alles bald wieder besser wird. Ein weiteres Anzeichen ist, dass wir uns gefoltert fühlen. Eine emotionale Folterung kann entstehen, wenn der Partner/in auch bewusst oder unbewusst soziale Medien nutzt. In unserer Zeit, können ein Wechsel aus blockieren/ignorieren und wieder freigeben für erneute Kontaktaufnahme ein Anzeichen sein.  Auch kann bewusst in den Nachrichtendiensten wie z.B. Facebook, Instagram, Snapchat oder auch Whatsapp, ein Status hochgeladen werden, um das Opfer wieder zu erreichen und zu quälen. Somit können Fotos und Videos von Orten gepostet werden, die das Opfer emotional mit der Beziehung verbindet. Auch kann es sein, dass der Täter absichtlich Kommentare und Beiträge mit Bildern verfasst, z.B. mit einem anderen Menschen, um das Opfer eifersüchtig und unsicher zu machen.

Eine weitere Form wäre z.B. dass der Täter ein Geschenk für jemand anderen macht und dem eigenen Partner/in absichtlich kein Geschenk zukommen lässt. Das Geschenk entspricht dann natürlich dem, was sich das Opfer wünschen würde. So etwas kommt meistens verdeckt vor. Der Täter kann auch etwas vorgeben zu tun, es dann aber doch nicht einhalten. Es werden also falsche Versprechungen gemacht. Das nicht Einhalten dieser wird wieder dem Opfer zugeschrieben und das Opfer erfährt wieder das Gefühl an allem schuld und dem Täter etwas schuldig zu sein.

Besonders schmerzhaft ist ebenfalls der nonverbale Missbrauch, dies geschieht mit Blicken und Andeutungen über die Körpersprache. Immer wieder wird das Opfer verunsichert.

Der Täter bestimmt, wann man sich sieht, wann Kontakt besteht und wie viele „Liebe“ er/sie gibt. Das Opfer versucht meistens alles recht zu machen und wird sich nicht bewusst dass es missbraucht und teils sogar ausgenutzt wird. In einer langjährigen Partnerschaft oder Beziehung fällt das nicht mehr auf und es wird aus Opfersicht meist als selbstverständlich (war die letzten Jahre immer so) angesehen.

Was tun bei Mobbing und emotionalem Missbrauch?

Meistens wird nicht erkannt, dass man sich in einer ungesunden Beziehung befindet. Das heißt, das „Wahrnehmen und Erkennen“ ist der wichtigste Schritt. Betroffene sollten sich so schnell es geht Hilfe suchen. Meistens schaffen es Opfer nicht mehr eigenständig zu reagieren. Falls wir also eine solche Situation erkennen, sollten wir dem Opfer direkt helfen und es unterstützen, als Familie, Freund oder Kollege. Der Täter wirkt nach Außen hin eher friedlich und unauffällig und stellt sich vielleicht sogar selbst als ahnungslos bzw. eventuell sogar selbst als Opfer da. Meistens ist dann der Missbrauch umso heftiger. Das Opfer wird höchstwahrscheinlich aus Selbstschutz, Gegenangriffe (was später der Täter gegen das Opfer verwendet) starten, oder immer das machen, was der Täter will und dem Täter Recht geben. Dies kann soweit führen, dass das Opfer glaubt, ohne den Täter nicht mehr leben zu können und die Beziehung in jeglicher Form retten zu müssen. In Folge dessen kann es zu Entschuldigen seitens des Opfers kommen.

Leider hilft hier nur der direkte Kontaktabbruch und das Unterstützen des Opfers. Eine Therapie ist ebenfalls ratsam.

Wie reagieren, wenn der Täter wieder Kontakt sucht?

In der Regel hat der Täter kein Interesse mehr, dass sich noch etwas an der Situation ändert. Er könnte Täuschungen vornehmen, um wieder die Kontrolle über das Opfer erlangen zu können. Hoffnung geben und sie wieder nehmen. Somit ist der Täter siegessicher und spielt eine Betroffenheit vor. Auch könnte es sein, dass der Täter außerhalb der Beziehung Kontakt wünscht, z.B. über eine Freundschaft. Hier ist immer zu bedenken, dass er/sie es nicht ernst meinen könnte.

Sollte der Täter tatsächlich und ehrlich betroffen und erschüttert über die Situation sein, so kann es einen Weg zurück in eine glückliche Beziehung geben. Der Täter muss allerdings bereit sein, direkt sein Verhalten zu ändern und diese Änderung müssen unmittelbar erkennbar sein und anhalten. Auch hier ist es aus Tätersicht ratsam einen Therapeuten aufzusuchen. Es ist tatsächlich möglich, dass dem Täter sein Handeln nicht bewusst war.

Wenn der Täter auf Nachrichten jedoch weiter eiskalt reagiert, ist Abstand zu wahren. So könnte er mit „ich will dich nicht verlieren“ eine Nachricht starten. Als Opfer macht es Sinn Nachfragen zu stellen. Sollte der Täter wieder nicht oder spät reagieren, oder es ignorieren, so meint er es vorrausichtlich nicht ernst.

Wieso kommt es zu Mobbing und emotionalem Missbrauch und wieso ist es so gefährlich?

Dies kann unterschiedlichste Gründe haben. Meistens befindet sich der Täter selbst in einem Hass- bzw. Rachemodus. Die Situation kann häufig nicht offen angesprochen werden. Es fällt dem Täter schwer, oder er/sie ist gehemmt, über Gefühle zu sprechen und über das zu sprechen, was ihn/ihr stört. Manchmal ist es dem Täter nicht möglich sich „vernünftig“ zu trennen und eine Mitschuld an der Situation zu akzeptieren. Der Täter versucht also das Opfer von sich wegzutreiben, damit er wieder „frei“ ist. Es kann auch Narzissmus (übersteigerte Selbstliebe), oder Erfahrungen in der Kindheit zu dem Verhalten beitragen. Es können also innere, wie auch äußere Gründe für das Verhalten mitverantwortlich sein.

Im Gegensatz zur physischen (körperlichen) Gewalt, ist diese psychische (seelische) Form von Missbrauch verdeckt, manipulativ und vergleichbar mit Gift, während direkte körperliche Gewalt offen und direkt erfolgt. Besonders bei Partnerschaften, kennt der Täter das Opfer ganz genau, kennt die Schwachstellen und kann schon mit kleinen Bemerkungen gezielt den Partner/in verletzen. Das Selbstbewusstsein wird von dem Opfer gebrochen. Dies kann direkt erfolgen über erniedrigende Kommentare oder aber auch Vergleiche mit anderen Personen. Es kann aber auch indirekt erfolgen „Ich bin ja nicht so…“ um nicht direkt den Partner/in anzusprechen, aber diesen/diese verdeckt damit mitteilen, dass er/sie nicht gut genug ist.

Daher sind wir alle gefragt, sollte uns so etwas auffallen, dass wir mit dem vermeintlichen Opfer sprechen und unsere Hilfe anbieten.

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