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Prokrastination – Kampf gegen das Aufschieben

28. April 2020

Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen sitzen wir zu Hause und haben mehr Zeit als gewohnt. Also könnten wir ja endlich die Dinge erledigen, die liegen geblieben sind. Aber wieso schaffen wir es nicht, sie endlich zu erledigen? Wieso fangen wir nicht an? Arbeiten langsam oder brechen unsere Aufgaben sogar ab? Es gibt eine Krankheit, die fast jeden schon einmal mehr oder weniger schlimm befallen hat. Wir sprechen dabei von der „Aufschieberitis“ oder auch fachlich „Prokrastination“ genannt.

Egal ob jung oder alt – egal ob Hausaufgaben oder Steuererklärung

Wir schieben es auf, vor uns her, erledigen es lieber morgen, die To-Do-Listen werden immer größer, es hat doch noch Zeit … Bis wir feststellen müssen, dass wir es nur noch unter extremen Einschränkungen schaffen, oder es nicht mehr fertigstellen können. Vielleicht erledigen wir unsere Aufgabe noch auf die letzte Sekunde, doch schöpfen wir dann wirklich unser ganzes Potential aus? Am Ende gehen wir genauer auf Prokrastination ein und erklären die Auswirkungen.

Wie kann ich Prokrastination verhindern?

  • Eine reizarme Umgebung schaffen (wenig Möglichkeiten für eine Ablenkung, Rechner/Laptop und Handy sind besonders gefährlich, Benachrichtigungen stumm schalten).
  • Während der Ausführung der Aufgabe, kann gerne die Haltung oder die Umgebung gewechselt werden. Wir können drinnen, draußen, liegend, sitzend oder stehend ein Buch lesen.
  • Immer vor Augen führen, dass das Wichtigste der Start ist! Fangt direkt ohne Umwege an.
  • Ineffizientes Arbeiten vermeiden, indem wir kein Multitasking probieren.
  • Immer nur eine Aufgabe mit voller Aufmerksamkeit erledigen und erst mit einer neuen anfangen, wenn die alte erledigt wurde. Wir können nicht mit voller Konzentration 2 Aufgaben gleichzeitig erledigen.
  • Mit der Aufgabe anfangen, die am unangenehmsten ist und dringend erledigt werden muss. Denn je länger der Tag dauert, desto mehr sinkt die Konzentration und die Möglichkeiten der Ablenkungen steigen.
  • Nicht mehr als sechs Aufgaben pro Tag planen und diese nach der Wichtigkeit und Zeit priorisieren.
  • Alle Aufgaben müssen machbar sein. (Auf den letzten Plätzen kommen die Aufgaben, für die wir nicht mehr unsere volle Konzentration benötigen)
  • Am Ende des Tages räumen wir unsere Liste auf. Es ist nicht schlimm, wenn nicht alle Aufgaben erledigt wurden. Am nächsten Tag wieder maximal 6 Aufgaben aufschreiben, indem die nicht erledigten Aufgaben wieder mit neuen aufgefüllt werden.

Und es gibt noch mehr Tricks gegen Prokrastination …

  • Erlaubt euch ein „Nein“. Nehmt nicht alle Aufgaben an, wenn ihr sie nicht schaffen könnt.
  • Jede einzelne Aufgabe auch in Teilziele aufteilen und vereinfachen, damit sie unserem Gehirn nicht unbezwingbar erscheint.
  • Belohnt euch für das Erreichen einzelner Ziele.
  • Sollte für ein Ziel eine besondere Zeitspanne (Deathline) bestehen, so macht es Sinn einen Zeitstrahl zu entwerfen, bei dem ihr täglich einen Tag abzieht. Somit erhöht ihr zwar den Druck, habt aber immer einen genauen Überblick, bis wann ihr es geschafft haben müsst.
  • Sich ein Gesamtziel vor Augen zu führen und sich gedanklich überlegen, wie schön es wäre, das Ziel bereits erreicht zu haben, ist ebenfalls ein guter Tipp. (Aufräumen: Ordentliches Zimmer, Dinge wiederfinden)
  • Sollte es beruflich wichtig sein, ein Gesamtziel zu erreichen und damit mehr Geld verdienen zu können, macht es Sinn, sich eine Zielcollage mit Bildern zu erstellen.
  • Auch Zielvereinbarungsgespräche helfen, um beruflich oder auch schnell im Training Erfolge erzielen zu können. (Besonders nach dem Training macht es Sinn, nach jeder Einheit ein Foto von seinen Fortschritten zu machen)
  • Abends ein Erfolgsbuch führen, indem nur die Erfolge aufgeschrieben werden.
  • Entwickelt bei allen Abläufen eine Routine, damit ihr täglich, erfolgreich Aufgaben erledigen könnt und ihr euch daran gewöhnt.
  • Die wichtigste Regel ist allerdings das ihr ins „Tun“ kommt. Besonders bei Unternehmern, wird daher das Wort „selbstständig“ eine besondere Bedeutung zugeschrieben: „selbst und das ständig“ .

Wieso schieben wir überhaupt auf und lassen Prokrastination zu?

Meistens wird aufgeschoben, weil die Aufgabe zu umfangreich ist und Unsicherheit aufkommt. Gedanken wie: „Ich muss es perfekt machen, ich will mich nicht blamieren, ich will keine Fehler machen, wie soll ich anfangen, das ist alles doch gar nicht zeitlich zu schaffen“… verunsichern und die Personen neigen dazu, sich abzulenken.

So kann es passieren, dass z.B. alle fünf Minuten Nachrichten über den Rechner oder das Handy überprüft werden. Leider benötigen wir dann wieder knapp über einer Minute, um uns wieder voll auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren.

Die Angewohnheit Dinge aufzuschieben ist keine völlig unstrukturierte Eigenschaft

Jeder Mensch kann diese Angewohnheit ausprägen, die einen mehr, die anderen weniger. Wenn ein Mensch Dinge aufschiebt, erledigt er in der Zeit meistens andere Dinge. Diese führen zwar nicht zu der Erledigung der eigentlichen Aufgabe, trotzdem kann ein Aufschieber in der Zeit viel schaffen. Für viele andere Personen werden die „Aufschieber“ negativ betrachtet und oftmals auch mit Unverständnis behandelt.

Wir möchten uns die „chronischen Aufschieber“ positiv, wie negativ anschauen

Für manche Menschen sind sie sogar Helden. Helden, weil sie willentlich den Faktor Zeit ignorieren, ruhig Blut bewahren und sich eventuell bewusst sind, dass sie das beste nur unter zeitlichen Druck aus sich herausholen können. Es wirkt so, als könnten sie es sich leisten zu trödeln. Wir hat heutzutage noch das Gefühl, trödeln zu können oder zu dürfen?

Überspitzt ausgedrückt wirken sie fast so, als hätten sie keine Angst vor dem Tod, bzw. hätten alle Zeit der Welt. Sie sind Entdecker und stürzen ungewollt in Bereiche, die gar nicht ihren Interessen entsprechen (z.B. immer wieder neues Anklicken von Youtube-Videos), wodurch sie sich viel Wissen aneignen, auch wenn dieses für die eigentliche Aufgabe nicht zielführend ist.

Wir werden nicht weitere Parallelen ziehen, aber Katzen weisen ein ähnliches Verhalten auf, denn auch Katzen kann man meistens keine Vorschriften machen. Katzen leben einfach und tun das, wofür man sie nicht beauftragt hat, oder das mindeste, was gerade nötig ist. Wenn man so will, so ist die Katze in unserer heutigen Gesellschaft, ein Antimensch. Provokant ausgedrückt, möchte nicht jeder Mensch Befehle empfangen, sich keiner allzu strengen Ordnung unterwerfen. Das ist aber nicht im Einklang mit unserer Gesellschaft. Viele „Aufschieber“ möchten unserer hektischen Zeit entfliehen und wieder die Kontrolle über die Zeit gewinnen. Manche fühlen sich erdrückt in Verantwortung und Zuverlässigkeit und fühlen sich ständiger Bewertung ausgesetzt. Fehler werden vielleicht auch nicht mehr als Chance oder positiv aufgenommen und nur noch als negativ empfunden.

Wir sollten also die Prokrastination nicht direkt negativ belasten und als „Krankheit“ betiteln

Hier kommen wir aber auch zu den klar negativen Seiten. Es kann für den Menschen zu einer extremen Belastung werden und Gefühle der Verzweiflung bis hin zum Einknicken des Selbstwertgefühles kommen. Stetige und schwere Enttäuschungen, über das nicht Erreichen der gesetzten Ziele kann den jeweiligen Menschen in eine „Negativspirale“ fangen. Daher ist es wichtig sein Verhalten und seine Gefühle zuzulassen, zu reflektieren, durchatmen und weitermachen.

Viele Menschen leiden unter dem Druck, egal ob Student oder als Berufstätiger. Sollte ernsthaft die Gesundheit gefährdet sein, oder die Belastung als unerträglich empfunden werden, gibt es im Internet spezialisierte Hilfestellen.